Inhalt des Seminars
Wie beginnt Moshé Feldenkrais eine Serie, ein Seminar oder einen Workshop? Wie beendet er die Serie und woran können wir an all dem, was dazwischen geschieht, erkennen, welche Ideen, Strategien und Prinzipien er seinen Teilnehmer:innen vorstellen und vermitteln wollte?
Um diese Rätsel zu entschlüsseln, müssen wir die Reihenfolge der Lektionen in verschiedenen ATM-Serien untersuchen, die Moshé Feldenkrais für die Öffentlichkeit gegeben hat. Zum Glück stehen uns dafür die Aufzeichnungen mehrerer Workshops zur Verfügung: Beginnend mit den acht Beispielen für Public Lessons, die er innerhalb des Esalen-Workshops unterrichtet hat, den vier Workshops der Hotel Vancouver-Serie (1973) zur Verfügung, den drei San Francisco Evening Classes (1976) und dem Rotterdam-Workshop (1976) stehen uns aus den Jahren 1972 bis 1976 neun verschiedene ATM-Serien von minimal fünf bis maximal 31 ATMs zur Verfügung.
Moshé Feldenkrais bezeichnete die Bestandteile einer Bewegung gerne als die „Zutaten einer Bewegung“, weil der Begriff „Zutaten“ seiner Ansicht nach besser als „Komponenten“ oder „Elemente“ einer Bewegung auch zum Ausdruck bringt, dass sowohl der Zeitpunkt, zu dem eine „Bewegungszutat“ dazugegeben wird, als auch ihre Eigenschaften von wesentlicher Bedeutung für das Gelingen der Bewegung sind.
Wenn wir die Analogie mit den „Zutaten“ einer Lektion auf ATM-Serien ausdehnen, wären das neun Menüs mit unterschiedlich vielen Gängen. Doch auch wenn Moshé Feldenkrais sicher ein sehr einfallsreicher „ATM-Koch“ war, so zeigt sich doch, dass er in all seinen „Menüs“ wiederkehrende Gerichte verwendete und einzelne Gerichte immer wieder in der gleichen Reihenfolge platzierte.
Wir können in diesem zweiten Roter-Faden-Seminar daher sowohl die ersten und letzten Lektionen dieser Workshops vergleichen als auch die Reihenfolge der Lektionen und untersuchen, welche Schlussfolgerungen sich daraus für den Aufbau und die Auswahl von Lektionen für eigene Serien ableiten lassen. Zu diesem Zweck werden wir im Laufe des Seminars gemeinsam „Rezepte für ATM-Menüs“ für verschiedene Zielgruppen, Interessen und Herausforderungen entwickeln.
Doch über die Art, Anzahl und Reihenfolge dieser Lektionen hinaus, bieten uns diese acht Workshops noch die Möglichkeit, zu untersuchen, wie Moshé Feldenkrais die gleiche ATM in diesen Workshops unterrichtet. Was sind Ähnlichkeiten, was ist verschieden und weshalb könnte er sich dafür entschieden haben? Und wie unterscheiden sich diese wiederum von der Form, in der sie in den Alexander-Yanai-Lektionen unterrichtet wurden? Oder wie Moshé Feldenkrais sie in seiner ersten ATM-Ausbildung in Esalen unterrichtet hat?
Diese und weitere Fragen werden wir in diesem zweiten Roter-Faden-Seminar beantworten. Und nebenbei werden wir Moshé Feldenkrais auf seinen Reisen von Esalen über Vancouver, Tel Aviv und San Francisco nach Rotterdam begleitet haben.